Als die Liebe zu Elise kam von Natasha Salomons
"Du kannst mehr als nur ein Leben leben."
Diese Rezension wird wohl etwas anders, als die anderen auf diesem Blog sein. Das Buch, über das ich hier schreibe, ist aber auch nicht gerade gewöhnlich. Deshalb wird dieser Beitrag länger und ausführlicher, als unsere normalen Rezensionen. Trotzdem wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen!
Inhalt
Das jüdische Mädchen Elise Landau kommt 1939 nach Tyneford House. Das junge Mädchen, das einst bei ihrer wohlhabenden Familie in Wien lebte, ist nun ein Hausmädchen in einem alten Herrenhaus an der Südküste Englands, wo Mr. Rivers mit seinem Sohn Kit wohnt. Sie muss ihre Mutter, die eine bekannte Opernsängerin und Musikerin ist, ihren Vater, ein Schriftsteller und ihre Schwester in ihrer Heimat zurücklassen.
Mit ihrem dürftigen Englisch wird sie in Tyneford anfangs zum Polieren vom Silber, zum Servieren von Drinks und zum Putzen und Scheuern verdonnert. Aber sie trägt immer gut versteckt die Perlenkette ihrer Mutter, die sie so sehr vermisst.
Meine Meinung
Ich habe vor diesem Buch noch nie eins gelesen, bei dem ich mich so sehr mit den Figuren verbunden fühle. Ich habe das Gefühl, dass es gar keine Figuren in einer Geschichte, sondern echte Menschen sind. Deshalb fällt es mir sehr schwer einfach meine Meinung über dieses Buch zu schreiben. An manchen Stellen wird dieser Text eher wie eine sehr ausführliche Inhaltsbeschreibung wirken, doch ich habe trotzdem ab und zu mit eingebaut, was ich darüber denke, oder was mir gefällt und was nicht.
Ich glaube auch nicht, dass sehr viele Leute dieses Buch kennen, gelesen haben oder noch lesen werde. Aber für alle, die es vorhaben erstens: viel Spaß mit diesem absolut tollen Buch; und zweitens: eine Spoilerwarnung!!
Also ich werde nicht alles verraten, aber doch viele vor allem kleine Details erwähnen.
An alle, die jetzt noch hier sind, viel Spaß bei meiner etwas anderen Rezension J.
Bei diesem Buch musste ich lachen und weinen. Manchmal sogar beides gleichzeitig. Es hat mich sehr tief getroffen und mich von innen zerrissen.
Anfangs verliebte ich mich in das sorgenlose Leben, das Elise bei ihrer Familie führen konnte. Sie ging mit ihrem Vater ins Theater, hörte ihrer Mutter beim Singen zu und musizierte mit ihrer Schwester.
Wenn ihre Tanten zu Besuch kamen, feierte sie Feste, trug schöne Abendkleider und trank Champagner. Sie wurde von ihrer Familie immer wie eine kleine Prinzessin behandelt und ihr wurde jeder Wunsch erfüllt.
Dann kommt Elise nach Südengland und muss sich jetzt alleine in ihrem Leben zurechtfinden. Sie hat zwar einen festen Wohnsitz und immer etwas zu Essen, muss aber den ganzen Tag arbeiten. Sie muss Mr. Rivers seinen Tee servieren, Kit Zigaretten oder Brandy holen und im ganzen Haus putzen. Sie hat den ganzen Tag etwas zu tun, obwohl sie nicht die einzige Angestellte in Tyneford ist. In dieser Zeit entwickelt sie sich von einem naiven und verwöhnten Mädchen zu einer eigenständigen Frau. Sie verdient sich zum ersten Mal in ihrem Leben etwas selbst.
Dadurch ändert sich ihr Charakter von Grund auf. Als sie noch in Wien wohnte, mochte ich sie als Person noch nicht wirklich sehr, doch in England wird sie zu einer sehr sympathischen Protagonistin.
Ihr Leben in Tyneford verändert sich durch verschiedene Umstände sehr stark. Kit bleibt länger zu Hause, der Krieg beginnt und fordert seine Opfer und das alte Herrenhaus fängt auch nach und nach an zu verfallen. Trotz alle dem bleiben die Personen in diesem Buch fröhlich und munter, was mich in einigen Situationen sehr beeindruckt hat. Ich wurde dadurch auch aufgemuntert und es hat mich sehr berührt, dass sie trotzdem optimistisch bleiben.
Tyneford wirkt wie ein wunderbarer Ort mit blühenden Blumen, salzigem Wind vom Meer und mit einem atemberaubenden Ausblick über unendlich scheinende Felder. So stelle ich es mir zumindest vor. Wie ein Ort, an dem ich total gerne leben würde.
Kit ist auch ein Teil dieses Buches, der mich zum Lächeln bringt. Er ist ein aufgeweckter, junger Mann der ganz leicht mit den Schwierigkeiten des Lebens zurechtkommt. Er sorgt sich zwar um seine Liebsten, doch im Großen und Ganzen ist er sehr sorglos. Dieses Verhalten würde mich wohl im echten Leben stören, aber im Buch wirkt er wie ein sehr sympathischer Mensch. „Jede Frau verliebt sich in Kit.“ Sogar diejenigen, die dieses Buch lesen.
Mr. Rivers ist der gutmütige Besitzer von Tyneford House. Er hat nicht den jugendlichen Charme wie Kit, ist aber trotzdem eine liebenswerte Person. Ohne Kit wirken das Haus und Mr. Rivers einsam und verlassen. Es scheint so, als bräuchte er einfach etwas Hilfe, um ein erfülltes Leben führen zu können. Er hat Elise trotz ihrer jüdischen Herkunft aufgenommen und ihr auch viele Fehler im Haushalt verziehen, die ein anderer Hausherr nicht geduldet hätte. Diese Taten lassen ihn zu einer meiner unerwarteten Lieblingspersonen werden.
Ich liebe den Inhalt dieses Buches, weil die Geschichte um Einiges tiefer geht, als viele andere Bücher, die ich bis jetzt gelesen habe. Die Handlung verläuft sehr unerwartet. Einiges endet tragisch, von dem ich erwartet hatte, dass es gut geht. Auch das Ende hätte ich mir niemals so vorgestellt.
In der Zeit, in der sie dort ist (1938 bis 1941) ist es in Südengland natürlich auch nicht sehr sicher, wegen des 2. Weltkrieges. Natasha Salomons geht aber nicht zu genau auf die Geschehnisse dieser Zeit ein, da Tyneford auch in einem sehr abgeschotteten Bereich liegt und die Bewohner so auch nicht alle Nachrichten bekommen.
Natasha Salomons schreibt in einer sehr blumigen und detaillierten Art und Weise. Ich weiß, dass das nicht jeder mag, und ich selbst muss auch zugeben, dass ich bei manchen ausführlichen Umgebugsbeschreibungen auch einige Wörter oder Zeilen nur überflogen habe. Doch ich finde, dass dieser Schreibstil sehr gut zum Inhalt des Buches und auch zu der Protagonistin passt.
Fazit
„Als die Liebe zu Elise kam“ ist ein Buch, das zwar vielleicht nicht jedem gefällt, doch ich habe mich unwiderruflich in dieses Buch verliebt und bin mehr als nur froh, dass ich es bei uns in der Bibliothek gefunden habe. Es bekommt von mir (weil ich weiß, dass es nicht jedem gefällt) 4,5 Sterne.
-Julie
Erscheinungsdatum: 2012
Originalsprache: Englisch (The Novel in the Viola)
Verlag: Rowohlt Verlag
Format: Hardcover
Preis: 19,95€
Seiten: 506
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